Baumarkt 2.0 / Low-Budget-Urbanity
Autoren:
Prof. Bernd Kniess
Hans Vollmer
Low-Budget Urbanität ist ein interdisziplinäres Forschungsnetzwerk der HafenCity Universität in Kooperation mit der Helmut Schmidt Universität Hamburg und dem Hamburg Museum: low-budget-urbanity.de
Im Rahmen des Forschungsnetzwerks Low-Budget-Urbanity gehen wir der Frage nach bezahlbarem Wohnraum zunächst auf der Ebene des Bestandes nach, wie er möglicherweise (auch) in städtischen Lagen im hiesigen geografischen, sozialen und kulturellen urbanen Kontext aufzufinden ist. In diesem Zusammenhang interessiert uns das Thema des Selbstbaus; gemeinhin informelle Bautätigkeiten, wie sie bislang überwiegend in einem entwicklungspolitischen Kontext für die Regionen des globalen Südens beforscht werden, im globalen Norden jedoch kaum wissenschaftliche Berücksichtigung finden (vgl. die kritische Perspektive dazu bei Lanz 2004, Roy/Al Sayyad 2004). Das Projekt nimmt dabei auch die aktuelle Konjunktur des Selbermachens und Teilens mit in den Blick. Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit sind nicht erst seit der Hochphase der Do-It-Yourself-Bewegung (DIY) in den 1960er Jahren ein zentrales Motiv des Selbermachens, das von jeher zwischen Sparzwang und Sparoption oszilliert. Und wir stellen die Frage, wie stark der Selbstbau einen ökonomischen Bedarf aus einem Mangel heraus realisiert und wie sehr er Ausdruck eines Lebensstils ist.
Der Selbstbau wird hier als spezifische Form des Selbermachens begriffen und beschreibt die Praktiken und Formen des nicht-professionellen Um- und Ausbaus urbanen Wohnraums. Diese Form des Bauens geht vom Benutzer aus, ohne Architekt oder Handwerker.
Im empirischen Zentrum stehen dabei die Selbstbau-Praktiken von Bewohnern im post-suburbanen Einfamilienhaus im städtischen Wohnungs- und Siedlungsbau. Leitend ist dabei die These, dass der urbane Selbstbau in Relation zu den verfügbaren materiellen und ökonomischen Möglichkeiten und Bedingungen einen situativen Nutzungsbedarf realisiert. Im Unterschied zu programmatischen Gebäudemodernisierungen und -sanierungen beeinflusst der urbane Selbstbau sukzessive und nachhaltig zugleich die „Lebenszyklen“ von Gebäuden.
Den Auftakt unserer Studie bilden Reihen- und Einfamilienhausgebiete der Metropolregion Hamburgs.