Ein guter Preis
Autorin:
Stefanie Graze
Studierende Urban Design
Ich betrete einen kleinen, dunklen und chaotischen Laden in der Veringstraße. „Hallo!“ empfängt mich der Verkäufer freundlich. Der Kunde, mit dem er sich auf einer Sprache unterhält, die ich nicht kenne, grüßt mich gleich mit. Lächelnd grüße ich zurück und frage nach einem einfachen, günstigen Handy. Meins hatte ich unbeachtet im Rotenhäuser Park liegen gelassen, woraufhin es natürlich verschwunden war. Doch wie es der Zufall so will, war der Vertrag bereits ausgelaufen und die neue Sim-Karte in der Post. „25 Euro“, sagt der Verkäufer und legt das Handy auf den Tresen. „Nehm ich“, antworte ich. „Wohnst du hier?“, fragt er, während er in den Kartons kramt. Meine Antwort scheint ihn zu überraschen: Ich wohnte seit einigen Wochen auf der Elbinsel. „Sind jetzt ja viele Studenten hier“. „Das stimmt. Wie findest du das denn?“, frage ich neugierig. „Viele finden es nicht gut, aber ich finde es eigentlich ganz gut. Meine Tochter bekommt günstig Nachhilfe bei einer Studentin. Und mein Sohn baut dahinten im Park mit Studenten Baumhäuser, der findet das klasse.“ Ich freue mich.
Zurück in der UdN herrschte das seit Tagen gleiche Bild: Kinder mit Bauhelmen und Arbeitshandschuhen wuseln durch die Küche, manche mit aus der Küche stibitzten Süßigkeiten in den Händen. Man kann sie noch so gut verstecken, sie finden sie immer wieder. Der kleine Benjamin rennt mir entgegen. „Hey Benjamin, ich habe gerade bei deinem Vater ein Handy gekauft“. Benjamin bleibt stehen, seine Augen werden groß und er starrt mich einige Sekunden wortlos an wie ein Auto. „Echt!?“, fragt er perplex. Ich nicke. „Cooool.“ sagte er lässig, der Stolz stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich hoffe, er hat dir einen guten Preis gemacht!“ Er rennt weiter.
Ich muss lachen. Tatsächlich bekam ich im Laden drei Euro Rabatt, als sich der Verkäufer als Benjamins Vater und ich als Mitorganisatorin des Baumhaus-Sommerbaucamps zu erkennen gaben.