I am waiting for
Autorinnen:
Tabea Michaelis, Sarah Asseel, Vanessa Weber
Studierende Urban Design
Im Rahmen des Seminars Urban Territories 2, betreut duch Katja Heinecke und Katrin Klitzke
Sommer 2011
Die Universität der Nachbarschaften bildete während dem Methodenseminar Urban Territories unsere Forschungsstation. Von diesem Ort ausgehend, beschäftigten wir uns auf analytisch konzeptioneller Ebene mit den Begriffen Intervention und Partizipation. Mit sehr unterschiedlichen Motiven und interdisziplinären Hintergründen begaben wir uns auf die Suche und schweiften ziellos aus. Während unseres ersten gemeinsamen Dérives bemerkten wir schnell, dass auf der Elbinsel viele Akteure oder Aktanten (vgl. B. Latour) warteten und dies auf sehr unterschiedliche Weisen ausdrückten. Die gesamte Insel befand sich scheinbar in einer permanenten Warteschleife. „But what they are waiting for …?“ bildete dabei unsere Ausgangslage, mit welcher wir unsere künstlerische Forschungsarbeit begannen. Naheliegend für unser Projekt erschien uns ein Ort des alltäglichen Wartens – die Bushaltestelle. Diese bespielten wir sogleich mit unser zentralen Forschungsfrage „I am waiting for …", indem wir den Satz, in die lokal gesprochenen Sprachen übersetzten und auf farbige Post-its schrieben. Unterschiedlichste Reaktionen und Momente erlebten wir unmittelbar beim Aufhängen der Zettel an der Bushaltestelle oder dann auch später, wenn wir uns ‚leise‘ als „teilnehmende Beobachterinnen“ (vgl. Bronislaw Malinowski) unter die Wartenden mischten. Die vier Parameter Post-it, der Satz ‚I am waiting for…‘ in den schlussendlich fast 20 Sprachen und den Stift betrachten wir dabei als unterstützende „Werkzeuge“ (Easterling 2010), mit welchen wir unsere Handlungen in variable Abfolgen brachten. Dabei gab es kein Drehbuch, welches wir im Voraus festgelegt hätten und mit welchem wir unsere Choreographie immer wiederholten. Nein – vielmehr bilden die Handlungen und Reaktionen der unterschiedlichen Akteure und Aktanten das „wesentliche Rohmaterial“ (ebd.) mit welchem wir situativ arbeiten. Es gab viele Anknüpfungspunkte an dem Spiel teilzunehmen oder Adaptionsmöglichkeiten, welche die Intervention in eine ungeahnte Richtung lenken. Dabei gestalten wir ähnlich wie Schauspieler eine „Szene“ (ebd.), wobei sich unsere Modi fortlaufend ändern, ja gerade zu fließend ineinander übergingen. Der Fahrplan des Busses legte für unsere Performance einen grundlegenden Rhythmus an. Innerhalb weniger Sekunden leerte sich die Bushaltestelle, um sich dann wiederholt zu füllen. Dadurch kamen wir länger oder kürzer mit den Personen ins Gespräch – je nachdem, wann der nächste Bus eintraf. Menschen, unterschiedlichen Alters oder Herkunft sprachen uns spontan und neugierig an. In manchen Situationen bildete die Sprache eine unüberwindbare Barriere, dennoch hörten wir sehr persönlichen Geschichten, Stimmen zu. Diese spielerisch leichte und unmittelbare Interaktion erschien uns im Verlauf der künstlerischen Interventionen als sehr bedeutsam. Die Antworten auf unsere Frage „I am waiting for… „ – Nitentendo, my mother, Hoffnung, Liebe, mein Bett u.a. spiegelten die lokalen Stimmungen wieder. Die Intervention ermöglicht einen spielerischen Perspektivenwechsel auf den urbanen Raum, egal ob in Hamburg-Wilhelmsburg, Kairo, Zürich oder Rotterdam. Die Post-its sind dann irgendwann auf ihre ephemere Art langsam, lautlos und spurlos wieder verschwunden. Geblieben sind für uns neben den interkulturellen Vergleichsmöglichkeiten der Städte eine spielerisch, künstlerische Methode, um im urbanen Raum zu intervenieren und daran gleichzeitig zu partizipieren. „Aktion ist die Form“ (ebd.).