Kürzlich in der UdN

Autor:
Andrea Pfeiffer



Kürzlich verbrachten wir einen Tag an der UdN, um eine Ausstellung aufzubauen. Zwischen unseren Arbeitseinsätzen saßen wir vor dem Haus und beobachteten die ein- und ausgehenden Menschen. Ich versuchte mir über den Charakter des Ortes Klarheit zu verschaffen, hatte aber Schwierigkeiten.

Die UdN ist kein öffentlicher Raum, denn Menschen wohnen dort: Sie steigen verschlafen aus ihren Betten, kehren verschwitzt vom Joggen zurück, laden Freunde zum Kaffeetrinken ein und verhalten sich ganz so, wie in ihren eigenen vier Wänden. Dass um sie herum das Leben tobt, Studenten kommen und gehen, Ausstellungen aufgebaut, Wände gestrichen werden, dass IBA-Besucher mit Reiseführern durch die Gänge streifen – das alles scheint sie keineswegs zu irritieren. Die UdN aber ist, das lässt sich an den zuletzt genannten Aktivitäten ablesen, auch kein privater Raum: Sie ist prinzipiell offen für alle, die sich beteiligen möchten und spontan oder auf Einladung das alte Ortsamt betreten.

Der Gedanke an die Heterotopie von Foucault liegt nahe. Und tatsächlich scheinen einige der dort geschilderten Qualitäten zuzutreffen: „Die Heterotopie vermag an einem einzigen Ort mehrere Räume, mehrere Plazierungen zusammenzulegen, die an sich unvereinbar sind.“ Das Öffentliche und das Private verschränken sich in der UdN auf eine Weise, die dem unerfahrenen Beobachter beinahe exotisch erscheint. Auch der zeitgebundene Charakter des Ortes findet sich bei Foucault wieder. So gibt es bei ihm unter anderen „Heterotopien, die […]an das Flüchtigste, an das Vorübergehendste, an das Prekärste der Zeit geknüpft sind: in der Weise des Festes.“ Die UdN markiert einen Zustand des Festes, weil sie Verbindungen und Austausch schafft, weil sie vorübergehend ist, weil sie einlädt, weil sie bewirtet – und das obwohl wir – wieder Foucault – „innerhalb einer Gemengelage von Beziehungen [leben], die Platzierungen definieren, die nicht aufeinander zurück zu führen und nicht miteinander zu vereinen sind.“

Beobachtet man Besucher und Bewohner der UdN, dann scheint jeder von einem klar definierten Auftrag oder Plan geleitet, auf welche Weise er den Ort benutzen, welche Qualitäten er für sich in Anspruch nehmen möchte. Die verschiedenen Pläne, Wünsche, Aktivitäten und Phantasien, sind nicht aufeinander zurückzuführen, aber sie finden – faszinierend genug – alle an einem Ort statt und gehören – vielleicht in der Weise eines nie verebbenden Küchengesprächs bei einer ausgelassenen Party – zusammen.