In der Nachbarschaft der Universität
Raus aus dem universitären Elfenbeinturm, mitten hinein in unsere Nachbarschaft – recht so, liebe angehende BauingenieurInnen, ArchitektInnen und StadtplanerInnen. Wir hoffen, dass „unser“ altes Gesundheitszentrum dazu beitragen konnte, dass das, was ihr künftig plant und umsetzt, eine Bereicherung für die Menschen ist.
Ganz einfach war es für uns allerdings anfangs nicht. Der Name „Universität der Nachbarschaften“ hat andere Assoziationen geweckt. Eher hatten wir so etwas wie eine Volks-Hochschule mit Nachbarschaftsbezug erwartet, Bildungsangebote für die und mit den Nachbarn mit modernen Konzepten und Themen. Nachdem wir– als artfremde Akademikerinnen – die programmatischen Texte und Gespräche zum Zweck der UdN für uns übersetzt hatten, haben wir aber verstanden, dass es mehr um HCU-interne „Universität“ und weniger um „Nachbarschaft“ geht.
Einige Projekte haben eine positive Wirkung im Umfeld entfaltet: Natürlich die Feste, zu denen die Nachbarn zahlreich gekommen sind oder die Baumhäuser, deren Reste auch heute noch gerne von Kindern zum Klettern genutzt werden. Weniger gut geklappt hat zum Beispiel das Gartenprojekt auf dem Rotenhäuser Feld. Hier haben wir schon seit längerem mit dem Interkulturellen Garten in Wilhelmsburg ein Beispiel dafür, wie es funktioniert. Vielleicht haben die Studierenden sich ja nach ihrem Experiment in der Nachbarschaft umgeschaut und daraus gelernt. Auch wünschten wir uns manchmal, dass die Studierenden etwas mehr Verantwortung für die Optik des UdN-Außengeländes übernommen hätten.
Ein wichtiges Merkmal von Nachbarschaft ist für uns die Kontinuität. Ein Quartier, in das wir ziehen, wird unser Zuhause. Wir sind jeden Tag auf diesem Fleck unterwegs, lernen die Nachbarn kennen, gehören dazu und fühlen uns mit verantwortlich für „unsere“ Ecke in Wilhelmsburg. Diese Identifikation kann akademische Projektarbeit in flotter Folge mit wechselnder Besetzung natürlich nicht entwickeln. Leider.
Aber auch echte Nachbarschaft ist in der UdN entstanden, mit dem „Wilhelmsburg Orchestra“. Hier treffen wöchentlich Studierende auf Bewohner aus dem Quartier, um gemeinsam Musik zu machen und hin und wieder trifft man sie irgendwo in Wilhelmsburg in Aktion. Wir würden uns freuen, wenn das Orchester nach dem Rückbau des jetzigen Gebäudes der UdN erhalten bleibt, und wenn die HCU – hoffentlich – ein neues Experimentierfeld für Studierende irgendwo in Hamburg gefunden hat.