Nachbars Keller

Autor:
Hans Vollmer
Studierender Urban Design & UdN-Bewohner


Unter den direkten Nachbarn haben wir einen ganz besonderen Kontakt. Herr Torf. Er ist Rentner, früher war er Bäcker. Nachdem es seine Bäckerei 1962 während der Flut hart getroffen hatte, ist er mit seinem traditionsreichen Familienbetrieb in die Fährstraße umgezogen. „Damals vor der Flut gab es fünf deutsche Bäckereien im Reiherstieg, die alle selbst gebacken haben.“ betont er.

Herr Torf kennt die UdN von Beginn an. Er ist einer der Anwohner, die ein waches Auge auf das Gebäude haben. Auch mal anrufen, wenn was nicht stimmt. Man könnte sagen, es gibt zwei Konstanten im Park am Rotenhäuser Feld. Den Bunker und Herr Torf mit seinem schwarzen Colli. Zwar sind beide nicht mehr so gut zu Fuß, aber an einem sonnigen Tag gehen sie zusammen sportliche fünf Runden im Park. Nur als Herr Torf dann einen Hexenschuss hatte und seine Frau auch noch krank war, haben wir den Colli auch mal ausgeführt. Seit wir eingezogen sind, klemmt uns Herr Torf jeden Samstag gegen 14 Uhr das Abendblatt hinter den Türgriff. Und nach ein paar Wochen war es soweit, wir durften Herr Torfs Haus und vor allem seinen Keller sehen. Warum der Keller? Im gekachelten Untergeschoss des kleinen Einfamilienhauses hat sich der Rentner eine beachtliche Werkstatt eingerichtet, mit einer noch beachtlicheren Sammlung an bis zu zwei Meter großen Papiermodellen. Einen Raum widmet er ausschließlich den Flugzeugen. Bei der Spitfire F.Mk.21 kommt er ins Schwärmen. Das war eines seiner ersten Modelle. So geht es weiter, bis wir im Raum mit den Schiffen ankommen und die Details an den Rettungsboten der Titanic besprechen.

Die Hausbesichtigung endet am selbstgebauten Kamingrill im Garten, von dem wir uns einiges abschauen und dabei den Bäckermeister nach Tipps zum Bauen fragen.