Räume

Räume sind nicht einfach leere Container, auch wenn ihre implizite Nutzung oftmals bereits aus ihrer Architektur gelesen werden kann. Das bedeutet für die Architektur, dass immer auch mögliche Handlungen in den zu gestaltenden Raum mit einbezogen werden müssen. Es gibt große, kleine, transformierbare, helle und dunkle Räume, Zwischenräume, Übergangsräume und so weiter. In der Universität der Nachbarschaften gibt es viele Räume. Räume zum arbeiten, zum forschen, versammeln, schlafen, essen, kochen, feiern, lagern, bauen.

Das Prinzip erklären:

Die Universität der Nachbarschaften versteht sich als Möglichkeitsraum, physisch wie ideell. Just build it!
Hier werden den Räumen nicht einzelne Programme oder Funktionen fest zugeschrieben. Je nach Situation und Setting werden die vorhandenen Räume so genutzt wie es die jeweilige Situation erfordert. Als Vortragsraum, Schlafraum, Speiseraum, Ruheraum, privater Raum, Wohnraum, öffentlicher Raum – Hotel?
Dafür braucht es aber immer auch Aktuer:innen, die die flexiblen Möglichkeiten erkennen, sich den Räumen annehmen und sie für ihre Zwecke nutzbar machen. Dies funktioniert auch, weil die Räume hier auf ihre Art nackt sind, weil ihnen etwas weggenommen wurde, um Neues zu ermöglichen und den Akteurinnen Platz zu schaffen, sich selbst in die Räume reinzudenken. Abgesehen von den physischen Gegebenheiten prägt gerade die Gleichzeitigkeit (arbeiten, forschen, versammeln, schlafen, essen, kochen, feiern usw.), also die maximale Funktionsüberlagerung an Programmen, maßgeblich das Bild und das Potenzial der UdN. Es herrscht Chaos und gleichzeitig funktioniert dieser Ort, weil jede handelnde Person für sich und gleichzeitig miteinander dafür sorgt, dass der Raum funktioniert.

Rezeption

Die Rezeption in der Nähe des Eingangsbereichs dient als Empfang der Gäste und ist zentraler Anlaufpunkt bei Fragen und Wünschen. Hier erhalten die Hotelgäste ihre Schlüssel zu ihren Zimmern, darüber hinaus in manchen Hotels extra Serviceleistungen, wie einen persönlichen Concierge, der seinen Gästen (je nach Standard des Hotels) alle Wünsche erfüllt. Es ist der Ort an dem ein- und wieder ausgecheckt wird.
Im Inneren der UdN steht ein Rezeptionstresen – ein aus übrig gebliebenen Holzplatten provisorisch zusammen gezimmerter und doch mit bedacht positionierter Holztresen. Auf einem Kappaplättchen ist eine Klingel aufgezeichnet. Hinter der Rezeption steht meistens niemand. Zwischen den aufeinander gestapelten Brettern liegen handgeschriebene Broschüren, die das Hotel erklären, daneben Taschenlampen. Im Schrank neben der Rezeption stapeln sich Bettwäsche und Handtücher, die die Glastüren des Holzschranks immer wieder aufdrücken, weil jemand die Kissen nicht ordentlich reingedrückt hat, so dass sie immer wieder hervor quillen, die Schranktür lässt sich nicht schließen.

Lobby

Die Hotellobby gilt als paradigmatischer Ort der Moderne (vgl. Siegfried Kracauer). Mit der Expansion des Tourismus im Laufe des letzten Jahrhunderts erhält die Lobby immer mehr Bedeutung, sie ist temporärer Treffpunkt und Aufenthaltsort, an dem man in Empfang genommen wird. Die Lobby in der UdN bildet der Eingangsbereich zwischen Rezeption und Küche. Der Küchentisch wird zum Aufenthaltsort der Gäste in der Lobby, die die öffentlichen von den privaten Räumen trennt. Sie ist temporärer und unbestimmter Aufenthaltsraum im Hotel?.

»Die Lobby ist ein Ort der Zerstreuung an dem man »gleichsam im Raume an sich zu Gast ist. «
[Siegfried Kracauer: Das Ornament der Masse]

[Schlaf]Zimmer

»Bett = Insel«

[Michel Leires, in Georg Perec: Träume von Räumen, S. 30]

Wir haben eine Idee davon wie die Zimmer eines Hotels gestaltet, womit sie ausgestattet sein sollten. Was braucht es um zu funktionieren und was könnte Luxus im Low-Budget Selbstbau Kontext bedeuten? Der Luxus Begriff wandelt sich im Laufe der Zeit, Dinge die wichtig erschienen treten in den Hintergrund. Die Zimmer im Hotel? sind überwiegend Einzelzimmer (von ihrer Größe betrachtet), denn bei diesen Zimmer handelt es sich um Schlafröhren mit einem Durchmesser von etwa 90cm und einer Länge von zwei Metern. Ihre Ausgestaltung ist auf ein Minimum reduziert. In den mit Teppich ausgekleideten Schalungsröhren kann man schlafen, sie haben ein Fenster und eine Tür. Einige haben Extras wie Taschen oder einen Leuchthimmel. Jedes Zimmer ist für sich einzigartig, jedem Zimmer liegt ein eigener Gedanke zu Grunde und jedem Zimmer haben die Erbauer:innen einen eigenen Stil verpasst.
Die Zimmer werden bewohnt und bespielt, wechseln ihr Gäste und damit auch jedes mal ihre Funktion. Einige Gäste nutzen ihre Zimmer nur zum schlafen, manche breiten sich über ihr Zimmer hinaus aus, einige lassen dort auch andere Programme laufen, nutzen es als Ausstellungsfläche, als Leinwand, als Garten, als Treffpunkt, als Aussichtspunkt......
Wie weit der private Bereich sich erstreckt wird von jedem Gast anders interpretiert und gelebt, jeder Gast hat ein anderes Bedürfnis und Verständnis von Privatheit, also seinem eigenen Rückzugsort.

Hotelküche

Die Küche ist gleichzeitig Treffpunkt und Kommunikationsort. Durch ihre zentrale Lage innerhalb des Gebäudes, der Offenheit und dem Zugang zur Terrasse ist dies der Ort, der alles und alle zusammen hält In der Mitte steht ein hölzerner Küchenblock mit Arbeitsflächen, Kochplatten und dem Spülbecken. Man kann im Kreis drumherum laufen. Im Sommer ist die Küche gleichzeitig auch Durchgang zum Park und umgekehrt hinein ins Haus.
Der Raum ist nicht abgeschlossen, hat keine Türen, die Gerüche oder Geräusche fernhalten würden. Wenn das große Fenster draußen ist gibt es nichtmal mehr ein klar erkennbares Innen und Aussen. Der Raum ist hoch, ihm wurde die Decke entnommen und nun schaut man auf das Dach welches opak die Bäume erahnen läßt. Wenn es regnet und die Tropfen auf das Dach prasseln entsteht eine ganz eigene, zauberhafte Stimmung im Raum.
Hier spielt sich alles ab. Selten bleibt man alleine und so bildet die Küche, wie in so vielen Häusern, den Treffpunkt und das Herzstück des Gebäudes., des Hotels. Die Menschen die hier kochen, sind gleichzeitig Gäste des Hotels, Hoteliers, die wiederum andere Gäste bekochen. Der Raum läd durch seine Offenheit ein hier zu verweilen, mitzumachen, zu bleiben.
Gerüche und Geräusche ziehen sich durchs gesamte Haus...das kann auch eine Form von Luxus sein.

Konferenzraum

Im großen Raum der UdN steht eine Tischtennisplatte. Aus dem Sperrmüllcontainer der benachbarten Grundschule gerettet, lädt sie je nach Tagesrhythmus mal zum spielen, mal zum arbeiten, mal zum essen ein oder wird hochgeklappt als Trennwand genutzt, sollte man sich mal vom restlichen Geschehen des UdN-Betriebs abschotten wollen. Durch die Fenster, durch die man auf die Baumhäuser blicken kann, wird sie von den Nachbarskindern mit großen Augen inspiziert. In ihrer ursprünglichen Funktion schafft sie auf unprätentiöse Art temporäre Gemeinschaften, dann wenn sich plötzlich zehn Leute um sie herum zusammenfinden, teilweise mit Frühstücksbrettern als improvisierte Tischtennisschläger ausgerüstet, um sie herumlaufen und zu spielen beginnen.

Bar

Die Bar in der UdN funktioniert ähnlich wie die Rezeption, nämlich im Prinzip fast wie von allein.
Im großen Raum steht ein mobiler Holztresen, daneben ein meist gefüllter Kühlschrank mit Bier und Softgetränken. Mittlerweile kümmern sich die Bewohner:innen darum den Getränkelieferanten aus der Veringstraße anzurufen, wenn sich die leeren Pfandkisten stapeln und der Kühlschrank sich leert.
Auf dem Tresen steht ein Spendengefäß. Alles läuft auf Vertrauensbasis. »No Trust, No Hotel« steht auf dem Kühlschrank geschrieben. Erstaunlicherweise funktioniert das, auch wenn es keine rechte Kontrollinstanz gibt. Es ist zumindest immer genug Geld im Spendentopf um die nächste Getränkebestellung zu bezahlen. Die Bewohner:innen rollen hin und wieder viele Röllchen Kleingeld in Papier, um sie bei der Bank gegen Scheine einzutauschen.
Die Bar ist Anlaufpunkt und Kommunikationsort.

Sonntags = Café

Ein wöchentlich stattfindender Cafebetrieb im Maßstab 1:1 auf der Terrasse der UdN. Räumliche Situationen werden geschaffen um sie gleichzeitig zu beobachten, zu reflektieren und zu analysieren. Es geht auch darum den Ort zu öffnen, um mit Gästen aus der Nachbarschaft in Kontakt zu kommen.

Eigentlich muss nur das Fenster raus.....und haben wir das erstmal rausgehieft, lebt mit einem Mal die Terrasse, erweitert sich der Wohnbereich nach draußen. Eben noch unsichtbar, offenbart sich nun ein großzügiger Blick aus der Küche in den Park mit seinen alten, riesigen Bäumen, der meist, zumindest auf dieser Seite des Parks, kaum frequentiert wird – ein eigener, prachtvoller Garten. Den Kuchen haben wir gestern abend schon gebacken, einer schlägt noch schnell Sahne, aus der “Café-Kiste” holen wir das Porzellan, setzen Kaffee auf und überlegen uns spontan den Aufbau der Sitzgelegenheiten und des Tresens auf der Terrasse. Das kann schon einige Zeit in Anspruch nehmen. “Nee, wenn der Tisch da steht, sehen die Leute nicht, das man hier auch reinkommen darf!” Schnell wird noch eine Art Treppe gebaut, um den erwarteten Gästen den Eingang zu markieren, eine Tafel wird beschrieben und gegen einen der großen Bäume entlang des Weges gelehnt: Willkommen im Café.Auf dem selbstgezimmerten Holztresen stehen nun auf einem improvisierten Tischläufer aus Segelplane Porzellantassen, eine Kaffeekanne, selbstgebackener Kuchen, Blumen und Wasserkaraffen. Auf einem handgeschriebenen Schild werden die Gäste um eine Spende gebeten – eine Art Selbstbedienungsladen auf Vertrauensbasis. Wir sitzen auf der Terrasse, essen Kuchen und warten, dass jemand kommt.