Log 1
Autor:
Benjamin Becker
Nach dem Auszug aus dem
UdN-Bautagebuch vom 19.03.2010
Protokollant: R. Steffen
Temperatur: 11°C / Wetter: bewölkt, mild
Bauteam: Cathrin, Ricarda, Valentine
Eingesetzte Maschinen: Hände, Besen, Putzlappen, Schubkarre
Ausgeführte Arbeiten: Räumung von Dachziegel (aus dem Dach-, Flur-und Hofbereich in den bereitgestellten Container), Anhörung des Vortrags von ???, Räumung von Dachziegel (Fortsetzung vom Vormittag), Reinigung des Raumes neben der Küche inkl. Aufbau der Tafel für das gemeinsame Mittagessen, Reinigung der Kühlschränke
Baustoffe: Schutt, Dachziegel
Bemerkungen: Auch wenn noch kein Werkzeug vorhanden war, wurde so gut wie möglich improvisiert und ein großer Berg Arbeit bewältigt.
Werkzeug I
- März, dritter Tag unseres Seminars “Interkulturelle Praxis“ mit insgesamt dreißig Teilnehmern und somit der dritte Tag seit Beginn der Bauarbeiten im Rahmen der neuen UdN-Bauphase zur Umsetzung von insgesamt fünf geplanten Bauabschnitten. Außerdem ist es der dritte Baustellen-Tag ohne jedes Werkzeug.
Zum Thema Werkzeug hatte es im Vorfeld zunächst irritierende Informationen von Seiten der Beschaffungsabteilung der HCU gegeben: Grundsätzlich seien für jede Anschaffung - egal ob es sich um einen Hammer, Zollstock oder Schraubenzieher handelt - immer drei vergleichbare Angebote einzuholen, oder anders ausgedrückt drei verschiedene Baumärkte anzufahren, wobei nur Rahmenvertragspartner der HCU in Frage kämen. Die Nachfrage, wie viele solcher Rahmenvertragspartner auf den Elbinseln existierten, wurde mit einem alarmierenden “gar keine“ beschieden. Damit war abzusehen, dass das nicht unwesentliche Thema Werkzeug im Rahmen der UdN-Baumaßnahmen eine neuralgische Komponente entfalten könnte.
Am dritten Tag der Baumaßnahme ohne Werkzeug hat sich die neuralgische Komponente nun voll entfaltet. Insbesondere, nachdem alle dreißig Studierenden in baustellenfester Kleidung mit Bauhelm und S3-Sicherheitsschuhen bereits beide Dixi-Klos einmal quer über die Baustelle getragen und das gesamte Gebäude ausgiebig gereinigt haben. Aus Respekt vor den administrativen Fallstricken hatte die UdN-Bauleitung zwar noch ihre Strategie geändert und den projekteigenen Bauförderer für die Unterstützung mit Werkzeug gewinnen können. Nur geliefert wurde es bisher nicht. Die Dame von der Kooperations-und Sicherheitsstelle Hamburg, die uns bei der Gliederung einzelner Baumaßnahmen in eine Vielzahl handlicher Arbeitspakete samt Sicherheitshinweisen beratend zur Seite stand, hatte zusätzlich auch mit Tipps für deren Vermittlung an die Studierenden ausgeholfen. Alles scheint darauf hinzuweisen, dass ihre Empfehlung, einzelne Arbeitspakete “ruhig einmal pantomimisch nachzuspielen“, nun – am dritten Tag ohne Werkzeug – eine ganz neue Bedeutung bekommen könnte.
Als der eigens aus Berlin zum Vortrag angereiste „???“ (Christopher Dell, Anmerkung der Redaktion) seine Lunch Lecture zum Thema “Kultur/Praxis“ mit folgenden gutgemeinten Worten beschließt „...und wenn dann noch kein Werkzeug da ist, dann bringen Sie sich doch einfach einen Hammer von zu Hause mit, damit sie ihre Schrauben endlich mit voller Kraft in die Wand schlagen können“, ist er gekommen: der Moment, an dem der Aufstand aller UdN-Bauarbeiter unmittelbar bevorsteht. Da ertönt der erlösende Schrei aus dem Garten: der LKW mit dem Werkzeug ist da!