Zur Konzeption des Kunst & Sportvereins Wilhemsburg

Autor:
Jan Holtmann
www.kunstundsportverein.de

Dem Kunst & Sportverein Wilhelmsburg liegen zu allererst Stadtentwicklungsfragen zu Grunde. Dies mag überraschen. Was hat ein Kunst und Sportverein mit Stadtentwicklung zu tun? „Nichts“ wäre eine durchaus akzeptable Antwort. Beim Kunst & Sportverein, dem KuS Wilhelmsburg, liegt die Sache aber anders. Dazu muss man seine Vorgeschichte kennen.

Der KuS Wilhemsburg ist ein Folgeprojekt des Labors Kunst und Stadtentwicklung der Internationalen Bauausstellung Hamburg, das ich von 2007 bis 2010 leitete. Das Labor Kunst und Stadtentwicklung ging der Frage nach: Wie gehen Kunst und Stadtentwicklung zusammen? „Gar nicht“ wäre eine unreflektierte Antwort, spiegelt aber die Möglichkeiten von Kunst und Stadtentwicklung im Rahmen der IBA Hamburg wider. Im Auftakt-Symposium des Labors Kunst und Stadtentwicklung zeichneten sich schnell konkrete Aufgaben und Möglichkeiten von Kunst und Stadtentwicklung ab: Kunst kann im Kontext von Stadtentwicklung mehr sein, als etwas nachträglich Zugefügtes, als Beiwerk, Dekoration, Event oder Aufmerksamkeitsmaschine. Kunst kann und soll sich konkreter Stadtentwicklungsproblemen stellen. Dies muss und soll Kunst nicht alleine. Vielmehr sollten Kunst und Künstler in konkrete Stadtentwicklungsaufgaben, Projekte und Probleme mit einbezogen werden. Nur war dies im Rahmen der IBA Hamburg nicht möglich und nicht gewollt und wird durch die IBA unter anderem in ihrem Präsentationsjahr durch eine Lichtinstallation, die von den Deichtorhallen über Wilhelmsburg bis nach Harburg reicht, illustriert und demonstriert. Kunst ist hier weder eine Skulptur noch visualisiert sie den Sprung über die Elbe. Bestenfalls visualisiert sie den Wunsch oder den Auftrag der IBA „über die Elbe zu springen“.

Nun ist die Verbindung von Kunst und Stadtentwicklung nicht selbstverständlich. Erst im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts nahmen sich Künstler als Künstler Aufgaben aus anderen gesellschaftlichen Bereichen an, ohne dabei ihren Kunststatus aufzugeben oder aberkannt zu bekommen. Dabei waren diese anderen gesellschaftlichen Bereiche zumeist soziale oder politische. Es ging im KuS Wilhelmsburg nicht mehr um die Frage, wie Kunst und Stadtentwicklung zusammenkommen, sondern um die Frage, wie geht Kunst überhaupt mit einem ihr scheinbar so fremden Bereich wie Sport zusammen? Es hätte natürlich auch Stadtentwicklung sein können, wenn das aber im Rahmen einer Internationalen Bauausstellung nicht geht, kann man die Frage „wie vereint sich Kunst mit...?“ auch mit Sport untersuchen. Insofern ist der Kunst und Sportverein also tatsächlich im Labor Kunst und Stadtentwicklung richtig verortet.

Erst in zweiter Linie ist es ein Kunst & Sportverein, also ein Verein, bei dem es um Kunst und Sport geht, und der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kunst und Sport zusammenzubringen. In dieser zweiten Linie wurde es dann aber sehr konkret, acht Abteilungen des Kunst & Sportvereins wurden gegründet. Jede Abteilung wurde von einem Künstler oder einer Gruppe geleitet, die sich der Aufgabe, Kunst und Sport zusammenzubringen, unterschiedlich näherten: A - Umkleidekabine von der Gruppe Umschichten; B - Studio von Max Frisinger, Daniel Hauptmann, Tobias Gronau, Till van Daalen und Hannes Waldschütz; C - JOGGING-Lectures mit Roger Behrens, DJ Plastikstuhl, Ulrich Lölke; D - Angeln von Anton C. Kunz; E - Fußball: Tunier von Studenten der HCU/UdN; F- Fitness Gymnastik mit Jaques Palminger & the Kings of DubRock alias das Due Nutti Soundsystem und Erobique & Katharina Oberlik; G - Festausschuß „Fallrückzieher Ecke Wilhelmsburg Sportliche Einlassung gegen städtisches Pressing“ mit LOMU (Local Organized Multitude); F - Straßen:Pokale:Doping von Christian Bernhardt.